top of page

Geburtstagsfest und Abschiedsfest

  • Autorenbild: Hannes Unger
    Hannes Unger
  • 21. Nov. 2017
  • 6 Min. Lesezeit

Jetzt ist es wieder so weit und ich habe es geschafft, einen weiteren Blogbeitrag zu verfassen. Hier in der Missionsstation in Gushegu gibt es immer etwas zu tun. Ich muss unbedingt noch lernen, auch mal „Nein“ zu sagen, um auch mal Zeit für mich zu haben.


Ende September hatte ich Geburtstag und ich habe meine beiden Patres gefragt, wie hier normalerweise gefeiert wird. Mit meinem besten Freund Yaw habe ich dann angefangen, das Fest vorzubereiten. Yaw lebt auch auf dem Missionsgelände und hilft bei allem mit, was es hier zu erledigen gibt. Er ist sehr zuverlässig und für die beiden Patres eine große Hilfe. Sie schätzen ihn sehr, da es nur wenige Menschen wie ihn, hier im Norden Ghanas gibt. Wir kauften Getränke, sowie Zutaten für die Kuchen und das Abendessen. Das Einkaufen ist hier viel schwieriger als bei uns. Man kann nicht einfach in einen Supermarkt gehen und bekommt dann dort alles, was das Herz begehrt. Viele Dinge sind nur auf dem wöchentlichen Markt zu bekommen. Wenn man diesen Tag verpasst, bleibt nur ein geringes Angebot hier in den Stores(Läden). Ein größeres Angebot gibt es in der Stadt Tamale, die jedoch zweieinhalb Stunden von Gushegu entfernt ist oder man muss noch weiter in den Süden fahren. Hier in Ghana ist es üblich, dass bei besonderen Anlässen und Festen, Hund gegessen wird. So wollte auch Yaw einen Hund für meinen Geburtstag kaufen. Wir suchten fast einen ganzen Tag lang, doch die Suche war vergebens. Irgendwie war ich auch erleichtert, denn ein Hund ist für mich ein Haustier und kein Festessen.


Frühmorgens kamen die ersten Geburtstagsgrüße per Skype aus Deutschland von meiner Familie. Ansonsten begann mein Geburtstag zunächst wie jeder andere Tag, mit Ausnahme, dass alle nach der morgendlichen Messe ein Ständchen für mich gesungen haben. Tagsüber liefen dann die ganzen Vorbereitungen für die abendliche Feier. Unsere Köchin Madame Jennifer, hat zusammen mit Franziska (einer unglaublich netten Frau aus der Gemeinde) gekocht und gebacken. Yaw und ich bereiteten im Freien einen großen Kreis mit Stühlen und Bänken für die Gäste vor.

Wie üblich hier in Ghana, kam fast niemand pünktlich. Es ist nicht schlimm, da man dies hier aber auch nicht erwartet. Begonnen hat der Abend mit einem gemeinsamen Gebet. Anschließend habe ich dann alle Gäste mit ein paar Worten begrüßt. Einer der Gemeindemitglieder, hat dann auf sehr lustige Art und Weise, durch den Abend geführt. Die Stimmung war echt unglaublich toll und es wurde viel gelacht. Nach und nach wurden dann alle Gäste wie die Lehrer, Factoryarbeiter, Patres und die Ordensschwestern zum Tanzen aufgefordert. Das war sehr sehr schön und ich habe den Abend rundum genossen.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war mein Geburtstagskuchen, den ich wie bei einer Hochzeit feierlich anschneiden durfte und zwar zusammen mit Schwester Rita, Father Ireneus und Herr Mathew. Das eigentlich Lustige kam erst danach. Father Ireneus hat mich dann mit dem ersten Stück Kuchen gefüttert. Nach einer weiteren Tanzrunde war es dann Zeit für die „Geburtstagsdusche“. Alle haben gesungen und mich dann mit großen Schüsseln voll Wasser und Bier komplett nass gemacht. Es war ein gutes Gefühl denn ich habe mich danach so richtig angekommen gefühlt. Später haben mir einige Gäste zu meinem gelungenen Fest gratuliert und gesagt, dass es einer der schönsten Geburtstage war, den sie mit einem MAZ`ler gefeiert haben. Das hat mich sehr gefreut. Spät in der Nacht schlief ich dann nach einer richtigen Dusche glücklich und zufrieden ein. Obwohl ich meine Familie und Freunde an diesem Tag vermisst habe, war es ein sehr schöner Geburtstag.

Die Woche war damit aber noch nicht zu Ende. Es standen große Veränderungen bevor. Father Ireneus wollte zurück in sein Heimatland Indonesien, da es seinem Vater gesundheitlich sehr schlecht ging. Er entschied sich dann sehr kurzfristig die Missionsstation für immer zu verlassen. Daher gab es noch einige weitere Feste in dieser Woche, denn Father Ireneus wollte sich gebührend von allen verabschieden. Abschied und Übergabe der Verantwortung der Gemeinde an Father Peter, Abschied von der Steyler Gesellschaft des Distrikts Yendi, Abschied vom Gemeinderat, den Schwestern, den Missionboys und den Outstations standen an. Neben den ganzen Abschiedsfesten gab es noch einiges mehr zu erledigen. Eine große Inventur musste gemacht werden, womit hauptsächlich mein Freund Emmanuel beschäftigt war. Zusammen mit Father Peter durfte ich dann Father Ireneus nach Accra zum Flughafen bringen. Ich war traurig über den Abschied von Father Ireneus, freute mich aber auch auf die Fahrt, da ich das erste Mal tagsüber durch Ghana in die Hauptstadt Accra reisen würde. So konnte ich endlich etwas von der schönen Landschaft Ghanas sehen.

Wir fuhren in Etappen nach Accra, da es von Gushegu aus eine sehr lange Reise ist. Unter anderem wollte Ireneus sich noch auf dem Weg von verschiedenen Leuten verabschieden. Unseren ersten Zwischenstopp machten wir in Tamale. Dort befinden sich die Steyler Universitäten Ghanas und einige gute Freunde von Father Ireneus. Leider bekam ich in dieser Nacht starke Magenprobleme und Durchfall, mit dem ich auch noch am anderen Tag zu kämpfen hatte. Im Auto wurde es auch immer enger, da wir noch zwei weitere Leute von Tamale aus nach Accra mitgenommen haben. Die Landschaft zwischen Tamale und Accra war sehr schön. Wir überquerten Flüsse und die Veränderung der Vegetation Richtung Süden war deutlich zu erkennen. Hier gibt es viel mehr Fruchtpflanzen, da die Wasserversorgung besser ist als im Norden. An diesem Tag hatte ich keinen Appetit und ich befürchtete, dass ich erneut an Malaria erkrankt sei. Zum Glück schliefen wir die zweite Nacht in Nkawkaw bei den Steyler Schwestern(SSpS), die dort ein Krankenhaus leiten. So konnten sie mich noch am Abend auf Malariaparasiten testen lassen. Der Test war zum Glück negativ. Ich bekam noch eine Infusion zur Stärkung und konnte dann in mein Zimmer zurück, denn ich wollte nicht im Krankenhaus bleiben. Die Krankenhäuser hier in Ghana kann man nicht mit unseren Krankenhäusern vergleichen. Es ist alles viel einfacher eingerichtet und es fehlt an vielen Ecken und Enden, um auf internationale Standards zu kommen. Dennoch habe ich mich gut versorgt gefühlt.

Nach einer weiteren Infusion am Morgen ging es mir wieder viel besser und ich konnte die Vorteile des Südens genießen. Es gab zum ersten Mal Müsli mit Milch, Pudding und viele leckere Früchte, was ich sehr genossen habe. Wir besuchten dann noch eine sehr große Schule der Steyler Missionare auf einem Hügel in der Nähe von Nkawkaw. Die Landschaft ist allgemein hier sehr hügelig und es gibt unzählige, hohe Kokosnussbäume. Die Schule war richtig toll. Sie war sogar zweistöckig, was in Ghana eher eine Seltenheit ist. Nach einem sehr leckeren Mittagessen mit vielen Früchten machten wir uns auf zur letzten Etappe nach Accra. Im Gästehaus der Steyler angekommen, bezogen wir unsere Zimmer für die nächsten Tage. Father Ireneus hatte vor seiner Abreise noch ein einiges zu tun. Ich traf erneut auf den freundlichen Father Mariusz aus Polen, denn ich bei meiner Ankunft in Ghana schon kennenlernen durfte. Wir hatten eine tolle Zeit in Accra mit vielen guten Gesprächen. Abends gingen wir meistens Essen. Hier in der Hauptstadt ist die Auswahl an Restaurants „fast“ wie in Europa. Ich freute mich sehr über meine Pizza und das Eis. Die Woche in Accra erinnerte mich immer wieder ein wenig an Deutschland.


Dann brachten wir Father Ireneus zum Flughafen. Der Abschied war für alle nicht leicht.

In den folgenden Tagen hatten Father Peter und ich noch zahlreiche Besorgungen zu erledigen. Wir mussten Bücher für die geplante Bücherei unserer Schule kaufen. Es war jedoch eine größere Herausforderung, da wir mehr als tausend Bücher in mehreren Buchhandlungen aussuchen und kaufen mussten. Das Geld für die Bücher kommt von unserer Partnergemeinde Münster/Westfalen.


Accra ist eine riesige und beeindruckende Hauptstadt. Wir waren meist mit einem Uber-Taxi unterwegs, da diese billiger und komfortabler sind. Auch Einkäufe für die Waterfactory und Straßenlaternen für das Missionsgelände standen auf unserer Besorgungsliste.

Nach gut einer Woche ging es dann wieder Richtung Gushegu und unser Auto war mehr als voll beladen, jedoch noch lange nicht so voll wie die LKW`s und Busse auf Ghanas Straßen. Es ist von großem Vorteil, dass es einige Missionsstellen der Steyler in Ghana gibt, in denen wir immer wieder einen Platz zum Übernachten hatten. Die Reise nach Accra und zurück war sehr abwechslungsreich und spannend. Wir waren dankbar dass es trocken blieb und wir nicht von Räubern angehalten wurden. Der Vater von Father Ireneus verstarb leider noch bevor Ireneus in Indonesien ankam.


Nun müssen wir abwarten und sehen wie es weitergeht bis die Stelle von Father Ireneus neu besetzt wird und wir einen neuen Pater zur Unterstützung bekommen.

Ich fühle mich nach wie vor hier in Gushegu sehr wohl und möchte mich sehr herzlich bei allen bedanken, die mir Rückmeldungen geben, für mich beten, mich unterstützen oder einfach nur an mich denken.


Wenn jemand die Arbeit vor Ort, die Missionsstation oder auch die Schüler als Paten unterstützen will, freuen wir uns sehr. Viele Menschen hier in Ghana können sich die alltäglichen Dinge, die für uns selbstverständlich sind, kaum leisten.


Ihr könnt mich jederzeit auf meiner Website (ungerhannes.wixsite.com/hannesunger) oder per E-Mail (unger.hannes@outlook.de) kontaktieren.


Herzliche Grüße aus Gushegu

Euer Hannes Unger


 
 
 

Kommentare


Stay Up-To-Date with New Posts

Search By Tags

bottom of page