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Abschied und Ankunft

  • Autorenbild: Hannes Unger
    Hannes Unger
  • 17. Sept. 2018
  • 4 Min. Lesezeit

Bei meinem letzten Eintrag waren es nur noch vier Wochen bis zu meinem Rückflug.


Nun bin ich schon mehr als ein Monat wieder zu Hause in Deutschland. Es waren sehr ereignisreiche Wochen, doch lasst mich von vorne beginnen.


Meine Zeit in Gushegu raste mir davon. Eines meiner Projekte wollte ich noch unbedingt abschließen – das Büchereiprojekt. Es gab noch viele Kleinigkeiten, die erledigt werden mussten: Regale beschriften, Leseraum herrichten, Bücher katalogisieren, und, und, und. Doch ich habe es geschafft und die Bücherei so übergeben, dass die Kinder im neuen Schuljahr direkt mit Ausleihen und Lesen loslegen können. Es ist wirklich schön geworden.


Die Partnergemeinde Münster hatte ihren Besuch für Mitte Juli angekündigt. Dafür musste die Unterkunft, ein kulturelles Programm, sowie eine Busreise organisiert werden.


Neben meinen Abschiedsvorbereitungen stand dann auch noch der spontane Abschied von Father Peter bevor. Er wird in Zukunft in Liberia arbeiten.


Father Peter holte unsere Gäste am Flughafen in Accra ab und mit ein paar Zwischenstopps kamen sie dann drei Tage später in Gushegu an. Es waren Maria und ihr Mann Michael mit ihren beiden Enkeln Rahel und Jonathan, sowie Johanna, die alle aus Münster kamen. Ihr Aufenthalt in Ghana war sehr stark durchgetaktet, da viele Gruppen der Gemeinde Gushegu die Delegation aus Münster treffen wollten. Wir besuchten gemeinsam die Outstations und die verschiedenen Bauprojekte. Für die Partnergemeinde waren die Besichtigung der Schule und die Gespräche mit den Lehrern sehr wichtig, da sie die Schule finanziell stark unterstützen.


Abends wurde die Delegation immer von einer Familie der Gemeinde zum Essen eingeladen. Was auch mir die Möglichkeit gab mich persönlich zu verabschieden. Doch dann wurde die Reise der kleinen Delegation jäh unterbrochen. Alle waren an Typhus erkrankt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Nach einer Woche konnten sie ihre Reise zum Glück wieder fortsetzen.


Für die vielen bevorstehenden Abschiede hatte die Gemeinde ein Fest geplant. Es gab reichlich zu Essen und zu Trinken, ganz nach der Tradition Ghanas. So viele Leute waren da und gaben mir noch gute Wünsche mit auf den Weg. Es waren sehr bewegende Augenblicke und es tat mir gut zu wissen, dass nicht nur ich eine großartige Zeit hier in Gushegu hatte, sondern auch viele Menschen mit mir eine schöne Zeit verbracht hatten und mich in guter Erinnerung behalten würden.


Mit den Missionboys habe ich dann am nächsten Tag noch eine zusätzliche Abschiedsparty gefeiert. Diese Jungs sind mir wirklich sehr ans Herz gewachsen, denn wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Ihre offene und freundliche Art mir gegenüber wird mir sehr fehlen. Einige waren wie Brüder für mich. Zum Abschied konnte ich dann noch den zweiten Teil des Trikotsatzes übergeben. Es waren Spenden der Fußballvereine Blönried, Altshausen und Renhardsweiler, sowie der Realschule Bad Wurzach.


Im Namen der Missionboys möchte ich mich ganz herzlich dafür bedanken. Die Jungs haben sich riesig gefreut und tragen die Trikots voller Stolz.


Ich musste mich nicht nur von der Gemeinde und den Missionboys, sondern auch von den Patres, meinen sehr guten Freunden Yaw und Emmanuel, sowie unserer Köchin Madame Jennifer und ihrer Tochter Augusta verabschieden. Das war für mich am schwersten, denn sie waren während meiner Zeit hier in Gushegu zu meiner zweiten Familie geworden. Ich durfte viele unvergessliche Augenblicke mit ihnen erleben, wir hatten wertvolle Gespräche, teilten die Arbeit und hatten viel Spaß zusammen. Ich werde sie alle sehr vermissen.


Zum Abschied bekam ich dann noch original traditionelle ghanaische Kleidung geschenkt, die ich auch in Deutschland gerne mal tragen werde.


Am letzten Schultag vor den Sommerferien führten die Kinder ihren Eltern verschiedene Tänze und Lieder vor. Sie waren sehr stolz und es beeindruckte mich sehr.



Die Patres konnten mich leider nicht zum Flughafen begleiten, da durch den Abschied von Father Peter und die Übergabe an Father Sunil noch sehr viel zu tun war.


Der Abschied von Ghana viel mir sehr schwer und machte mich sehr traurig und gleichzeitig freute ich mich aber auch auf meine Heimat, meine Familie und Freunde. Ich bin sicher, dass ich wieder nach Ghana zurückkommen werde.


Am Sonntag machte ich mich bereits auf den Weg Richtung Accra, denn ich wollte meinen Flieger natürlich nicht verpassen. Die Reise mit dem Bus vom Norden in den Süden Ghanas dauerte etwa 13 Stunden. Am Dienstag, den 31. Juli, gegen 22:50 ging es dann von Accra nach London.


Nach einem verpassten Flug in London kam ich dann am Mittwoch, den 1. August 2018 gegen 18.30Uhr in Stuttgart an. Meine Familie, meine Großeltern und meine Tante begrüßten mich voller Freude in Ghana-Kleidung und mit Sonnenblumen am Flughafen. Meine Cousine hatte schon einige afrikanische Kleidungsstücke mit nach Deutschland genommen. Die Wiedersehensfreude war unbeschreiblich groß und bewegend.


Auf dem Ungerhof gab es dann die nächste Überraschung. Meine Freunde und der „Rest“ meiner Familie warteten schon auf mich. Ich war überwältigt und wir hatten ein wunderschönes Willkommensfest mit Lagerfeuer und heimischer Grillwurst. Es war einfach schön wieder daheim zu sein.


Nach nun mehr als einem Monat in Deutschland, bin ich immer noch nicht ganz angekommen. Die Kulturunterschiede sind gigantisch. Ich bin mit meinen Gedanken noch viel in Ghana. Am Anfang habe ich fast täglich Kontakt mit Gushegu gehabt. Doch dann kamen die Bewerbungen für mein Maschinenbau - Studium und ich hatte viel zu tun. Der Spruch „Die Europäer haben die Uhr und die Afrikaner haben die Zeit“, wird mit jedem Tag, den ich in Deutschland bin, deutlicher.


Mein Jahr in Ghana war wirklich großartig und wird mir in unvergesslicher Erinnerung bleiben. Die Eindrücke waren teilweise so überwältigend, dass ich sie nicht mit meinen Worten beschreiben kann. Vielen Dank an alle, die mich bei meiner Arbeit in Ghana unterstützt haben, sei es mit Spenden oder aber auch im Gebet.


Ich wünsche Euch allen nur das Beste. Möge Gott immer mit euch sein und Euch beschützen.


Herzliche Grüße


 
 
 

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