Fastenzeit, Festlichkeiten und ein kleiner Ausflug
- Hannes Unger
- 29. März 2018
- 5 Min. Lesezeit
Kaum vom Zwischenseminar daheim, ging die Arbeit auf der Missionsstation wieder los. Es standen einige Klassenarbeiten in der Schule an. Dies ist für mich nicht ganz so einfach, denn ich versuche, zum Wohle der Kinder, so viel wie möglich praktische Tests anzubieten. Denn leider haben viele der Schüler enorme Probleme mit dem Lesen und Schreiben. Meiner Meinung nach ist der praktische Teil im Computerunterricht viel effektiver als der theoretische Teil. Es ist eine Herausforderung für alle Beteiligten, innerhalb von 90 Minuten, teilweise mit bis zu 54 Kindern, die praktischen Fähigkeiten zu prüfen. Da bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Wenn ich dann aber die Ergebnisse sehe und merke, dass einige Schüler das Jahr über wirklich einiges gelernt haben, bin ich richtig stolz und freue mich, dass ich den Kindern helfen kann.
Kurz darauf gab es zwei Trauerfeiern in der Gemeinde. In Ghana läuft eine Trauerfeier ganz anders ab als in Deutschland. Häufig findet die Trauerfeier erst ein bis zwei Jahre nach der Beerdigung statt. Wir hielten zunächst eine Messe für die Verstorbene. Die Kirche war randvoll. Es wurden alle Gottesdienstbesucher zu Beginn der Messe vorgestellt. Zu meiner Verwunderung wurde nicht nur zur Kollekte getanzt, sondern auch für die verstorbene Frau. Diese Geste der Freude, trotz Trauerfeier, fand ich sehr schön. Anschließend versammelten sich alle am Grab der Verstorbenen, was unweit ihres Hauses war. Da wurde dann noch einmal gemeinsam gebetet.
Anschließend bekamen die Patres und ich ein Essen. Es gab Reis, Banku und Fleisch. Oft wird das Essen auch zum Mitnehmen eingepackt. Nachdem wir dann dem Witwer noch einmal unser Beileid ausgesprochen hatten, wollte unser neuer Parishpriest noch einige Ordensschwestern aus seinem Heimatland Indien in Sambuli besuchen. Das Haus der Ordensschwestern war kein typisches Haus aus Ghana, sondern hat mich eher an ein europäisches Haus erinnert. Es war ein sehr lustiger Nachmittag mit vielen interessanten Anekdoten.
Die andere Trauerfeier war in einer unserer Outstations. Eine junge Frau verstarb kurz nach der Geburt ihres Kindes. Es hat mich sehr mitgenommen und bewegt da ich sie persönlich kannte und ihre 4 kleinen Kinder nun ohne Mama aufwachsen müssen.
Zum Glück gab es kurz darauf wieder ein fröhliches Ereignis. Der Onkel von zwei unserer Missionboys heiratete kirchlich. Meine erste Hochzeit in Ghana. Zur Messe waren leider nur wenige Gäste gekommen. Der Bruder des Bräutigams heirate ebenfalls am gleichen Tag, allerdings war dies eine muslimische Hochzeit. Einige Gäste waren noch mit den Vorbereitungen für das Hochzeitsessen beschäftigt und kamen daher erst nach und nach zum Gottesdienst.

Vor der eigentlichen Trauung wurde das Brautpaar noch getauft denn in unserer Gegend hier werden Neugeborene nur sehr selten getauft. Die meisten Kirchgänger sind also gar nicht getauft. Für die Gemeinde war dieses Ereignis sehr spannend und sie verfolgten alles ganz genau, denn sowohl Taufen, als auch Trauungen sind in unserer Gemeinde sehr selten. Das Brautpaar bekam ein weißes Tuch um den Hals gelegt und dann folgte die Trauung. Das Eheversprechen war, immer füreinander da zu sein, bis das der Tod sie scheidet. Die Gäste begannen schon zu feiern und Father Sunil musste sie noch einmal um Ruhe bitten. Nun wurden noch die Ringe getauscht und kurz darauf gab es dann aber für die Gemeinde kein Halten mehr und es wurde ausgiebig getanzt. Auch die anschließende Feier mit dem leckeren Festessen war sehr beeindruckend.
Anfang März wollte ich Nils und Marlen in Nalerigu besuchen. Dies sind ebenfalls 2 Freiwillige, die ich beim Zwischenseminar kennengelernt habe. Da ich freitags keinen Unterricht habe, wollte ich mich schon ganz früh mit meinem Freund Yaw mit dem Motorrad auf den Weg machen. Doch noch vor der Abfahrt erfuhren wir, dass jemand unsere Wasserleitung vom Bohrloch zur Fabrik gekappt hatte. Das war natürlich eine sehr ernste Angelegenheit, da sie die Grundlage für den Verkauf von Wasser unserer Wasserfabrik darstellt. Da uns jedoch die Teile zur Reparatur der Leitung fehlten, beschlossen wir doch noch unseren Ausflug zu machen. Ich hatte mal wieder die Sonne unterschätzt. Als wir nach drei Stunden in Nalerigu ankamen, hatte ich einen ordentlichen Sonnenbrand auf meinen Handrücken, da ich mich nicht eingecremt hatte. Wir trafen Nils in der Schule. Gemeinsam mit dem Lehrer Ebenizer, aßen wir in der Schulkantine zu Mittag. Ebenizer bot uns an in seinem Haus zu übernachten. Seine Gastfreundschaft hat uns sehr gefreut, denn schließlich waren wir für ihn ja Fremde. Als kleines Gastgeschenk brachten wir ihm Yam aus Gushegu mit. Er freute sich riesig darüber und fand es schön, dass wir da waren.
Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, führte uns Nils ein wenig durch Nalerigu. Das aus Stein gebaute Krankenhaus hat mich sehr beeindruckt. Im Vergleich zu Gushegu ist diese Stadt schon viel weiter entwickelt. Jeden Abend verbringen Nils und Marlen 2 Stunden mit Waisenkindern. Sie spielen und basteln mit ihnen. So können die Kinder eine wenig ihre Kindheit leben. An diesem Abend waren Yaw und ich sehr müde und gingen schon früh zu Bett.
Am nächsten Tag lernten wir die Gastfamilie von Nils und Marlen kennen. Es ist wirklich eine sehr freundliche und herzliche Familie. Die drei Kinder der Familie sind sehr lustig, besonders Ephraim. Wir spielten Memory, bei dem er uns haushoch abzog. Das Angebot an Gemüse und Obst ist in Nalerigu sehr groß. Nalerigu liegt ganz nah an der der Grenze zu Togo und das Klima ist feuchter. Wir machten eine kleine Wanderung zum nahegelegenen Hügel. Die Aussicht war wunderschön und wir wurden mit frischen Mangos direkt vom Baum belohnt. Die Aussicht war wunderschön. Als Gewitter aufzog machten wir uns eilig auf den Rückweg. Unser Kurztrip war viel zu schnell vorbei und ich freue mich schon darauf, wenn Nils und Marlen mich besuchen kommen.
Zu meiner großen Freude hat hier bei uns ins Gushegu die Mangosaison begonnen. Für umgerechnet 2€ gibt es eine riesige Schüssel Mangos – und es ist noch nicht mal Hauptsaison. Von so frischen Mangos kann ich gar nicht genug bekommen.
Da Father Sunil noch nicht lange in Gushegu ist, besuchten wir fast täglich die Outstations. Er stellte sich überall vor und möchte sich einen Einblick verschaffen, wie engagiert die Kirchgänger sind. Das war für mich noch einmal eine super Möglichkeit, meine Kontakte zu den Menschen der Outstations zu pflegen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie die Menschen in den unterschiedlichen Dörfern mit dem Glauben und der Kirche umgehen.
Der 6. März ist Nationalfeiertag in Ghana. An diesem 61. Unabhängigkeitstag trafen sich die Schulen auf dem großen Marktplatzt zum Marschieren. Das ganze Jahr über, wird jeden Morgen nach dem Morgenmeeting, das Marschieren trainiert – nur für diesen einen Tag. Es ist ein Wettbewerb, bei dem die beste Schule prämiert wird. Die Schüler taten mir echt leid, denn es war ein unglaublich heißer Tag. Über 38°C im Schatten. Auf dem Marktplatz gab es, außer ein paar Pavillons, keinen Schattenplatz.
Es war beeindruckend, wie gut sich manche Schulen vorbereitet hatten. Es gab Gewinner für Primary, Junior High und Senior High.
Alles in Allem war die Fastenzeit mit vielen Festen, Feierlichkeiten und Aufgaben gefüllt, sodass ich noch nicht richtig realisieren kann, dass in drei Tagen schon Ostern ist.
Ich wünsche euch allen Frohe Ostern und ein schönes Fest mit euren Lieben.
Liebe Grüße aus Ghana
Hannes
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