Eine kleine Auszeit beim Zwischenseminar und mein erster Kurzurlaub in Ghana
- Hannes Unger
- 29. März 2018
- 5 Min. Lesezeit
Ende Januar stand für mich die erste längere Auszeit von der Missionsstation an. Wie in jedem MaZ-Einsatz sollte es auch für die Freiwilligen in Ghana ein Zwischenseminar geben. Ich freute mich schon sehr auf dieses Treffen. Denn der Austausch mit anderen Freiwilligen, die ähnliches erleben dürfen, ist sehr wichtig. Außerdem war es auch mein erster richtiger „Urlaub“ hier in Ghana. Ich war sehr gespannt auf diese kleine Auszeit vom Alltag der Missionsstation.
Was ich in Ghana bereits gelernt habe ist, nicht gestresst und mit zu hohen Erwartungen unterwegs zu sein. In Deutschland wäre ein Bus, der zehn Minuten Verspätung hat, schon ein Grund um sich aufzuregen. Doch hier weiß man, dass man nicht alles planen kann und geht daher viel gelassener in den Tag und es ist ein gutes Gefühl. Immer in Erwartung und gespannt darauf, was der Tag oder in meinem Fall die Reise mit sich bringt. Es ist immer wieder ein kleines Abenteuer, auf das man sich einlässt.
Das Seminar fand in Kumasi statt. Kumasi ist die Hauptstadt der Ashanti – Region im Süden von Ghana und hat etwas mehr als 2 Millionen Einwohner. Wir waren 16 Freiwillige aus Ghana und Nigeria. Sieben Tage verbrachten wir gemeinsam. Wir lernten uns langsam immer besser kennen und beschäftigten uns intensiv mit den Themen wie interkulturelle Kommunikation, Höhen und Tiefen des letzten halben Jahres und mit dem Abschied von unserer Einsatzstelle, denn die Halbzeit hatten alle überschritten.
Neben unseren thematischen Einheiten gab es auch immer noch genug Freiraum für den privaten Kontakt. Wir tauschten Erfahrungen und Erlebnisse aus, lachten, spielten gemeinsam und fühlten uns in der neuen Gemeinschaft sehr wohl. Die Abende waren besonders schön, denn unsere Unterkunft lag in einem ruhigen, abgelegenen Viertel der Großstadt. Ich hatte viele tolle und beeindruckende Gespräche. Die Vielfalt und die Intensität der Erlebnisse und Eindrücke gingen unter die Haut. Obwohl alle ähnliche Einsatzstellen haben, sind die Erfahrungen mit dem Land, der Kultur und den Menschen doch sehr unterschiedlich. Die Regionen in Ghana und somit auch die der Menschen sind eben wie bei uns auch sehr verschieden. Die Freiwilligen aus der Volta Region hatten zum Beispiel kaum Probleme mit ihren Schülern Englisch zu reden, im Gegensatz zu den Freiwilligen, die wie ich in der sehr ländlichen Northern Region leben, wo die Kinder eher die lokale Sprache bevorzugen.
Während des Seminars machte unsere Gruppe einen Ausflug zum Bosomtwe See. Es handelt sich laut dem Deutschen Auswärtigen Amt um den einzigen See in Ghana, in dem es keine Bilharziose-Parasiten gibt. Der See hat einen Durchmesser von acht Kilometern und ist etwa 80 Meter tief. Wir stürzten uns alle begeistert in die Fluten, wenn auch mit einem etwas mulmigen Gefühl. Man weiß ja nie!?
Was für mich immer wieder etwas Besonderes im Süden von Ghana ist, ist die unendliche Vielfalt der Früchte, die es hier gibt. Von Bananen über Mangos, bis hin zu Papaya, Ananas und Melonen. In Gushegu ist die Auswahl nicht so reichlich.
Die Zeit verging wie im Fluge und die mittlerweile vertraute Gruppe verabschiedete sich wieder voneinander. Gemeinsam mit fünf anderen Freiwilligen (Lisa, Carla, Anna, Hannah und Jannis) haben wir uns dann noch in den Süden, Richtung Küste aufgemacht. Es war eine tolle Erfahrung. Alles war sehr spontan und ungeplant. Wir blieben wo es uns gefiel und so lange es uns gefiel und wir hatten eine schöne Zeit zusammen. Unser erstes Ziel war Cape Coast. Eine Stadt ( etwa 200 000 Einwohner ), die in Ghana vor allem für ihre Universität für Lehrkräfte bekannt ist. Cape Coast ist die Hauptstadt der Central Region von Ghana und sie liegt direkt am Golf von Guinea. Wir wohnten in einer kleinen Herberge am Strand und konnten daher zu jeder Zeit baden gehen. Es war einfach herrlich.
Der Besuch des Castles in Cape Coast hat uns alle sehr berührt und nachdenklich gemacht. Von dort aus wurden die Sklaven zur Zeit der Kolonialisierung in die USA verschifft. Mehrere hundert Menschen waren dort bis zu ihrem Abtransport in unmenschlicher Weise eingepfercht. Es ist für mich unbegreiflich, wie Menschen zu solchen Grausamkeiten fähig waren. In Cape Coast sieht man auch noch viele Bauwerke aus der Kolonialzeit. Im Gegensatz zur Stadt besuchten wir dann noch einen Nationalpark. Auf Hängebrücken ging es quer durch die Wildnis. Die Baum- und Pflanzenarten waren einzigartig und sehr vielfältig. Wir erfuhren einiges über den Nutzen der Pflanzen sowohl von früher, als auch von heute.
Danach ging es weiter zum Fischer- und Badeort Busua. Hier gibt es die schönsten Strände Ghanas. Da keine Ferien waren, war so gut wie nichts los und wir waren fast die einzigen Gäste. Dieser Strand eignet sich sehr gut zum Ausruhen und Entspannen. Auch landschaftlich ist diese Gegend wunderschön. Die Menschen leben hier überwiegend vom Fischfang. Dafür nutzen sie größere Kanus aus Holz, die bunt bemalt sind. Die Netze werden ausgeworfen und am nächsten Morgen, in mühevoller Handarbeit, vom Strand aus ans Land gezogen.
Auf dem Weg zu unserer letzten Station, Cape Three Points, hatten wir eine nette Begegnung. Wir warteten auf unser Trotro und kamen mit einem Mann ins Gespräch. Als er erfuhr, dass wir aus Deutschland sind, freute er sich sehr. Er selbst hat einen Freund aus Deutschland, dem eine internationale IT und Elektronikfirma gehört. Er bot uns an, uns mit nach Cape Three Points zu nehmen. Vielleicht ein wenig leichtsinnig, fuhren wir auf seiner Ladepritsche mit. Wir wussten ja nicht, ob er uns die Wahrheit gesagt hatte. Er zeigte und ein Stück Land, welches er und sein Freund bald kaufen wollten. Er erzählte uns noch viel und lud uns für den nächsten Tag zu sich nach Hause zum Mittagessen ein.

Da Einladungen in Ghana verpflichtend sind und wir auch ein wenig neugierig waren, machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zu ihm. Er wohnte direkt am Meer in einem wunderschönen Holzhaus. Er servierte uns ein leckeres Mittagessen mit köstlichen Meeresfrüchten. Dieses schöne Erlebnis werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Solche herzlichen und ungeplanten Begegnungen sind einfach etwas ganz Besonderes.
Doch wie jeder Urlaub ging auch dieser zu Ende und es hieß Abschied nehmen von meiner kleinen Reisegruppe, doch wir wollten weiterhin in Kontakt bleiben. Dann ging es wieder zurück in den Norden. Ich freute mich sehr auf Gushegu und die Menschen der Missionsstation, da ich sie doch sehr vermisste. Die Heimreise schien mir unendlich lang. Letztendlich benötigte ich drei Tage.
Die Wiedersehensfreude war groß und der Alltag kehrte auch gleich wieder ein. Meine Auszeit habe ich sehr genossen, dennoch ist es schön wieder vertraute Menschen und Freunde um sich zu haben.
Malaria …. das dritte Mal!
Hab ich schon erwähnt, dass ich bereits das dritte Mal Malaria hatte? Auf dem Heimweg von meiner Reise hatte ich leichte Gliederschmerzen. Eigene Diagnose: Malaria. Gleich nach der Ankunft in Gushegu ließ ich mich in einem privaten Labor testen und bekam direkt Medikamente. Dieses Mal war der Krankheitsverlauf harmlos.
Ich sprühe mich mit Insektenspray ein, schlafe unter einem Moskitonetz und habe abends immer lange Kleidung an – und doch erwischen mich diese kleinen Biester immer wieder. Das erste Mal hatte ich kurz nach meiner Ankunft in Gushegu Beschwerden ähnlich einer Grippe bei uns in Deutschland. In der Krankenstation wurde ich dann auf Malaria getestet. Negativ und ich wurde wieder nach Hause geschickt. Nachdem die Kopf- und Gliederschmerzen immer unerträglicher wurden ging ich wenige Tage später wieder zur Krankenstation. Ohne weitere Untersuchungen war dem Personal bereits klar, dass ich Malaria hatte. Mit den Medikamenten wurde ich dann wieder auf die Missionsstation gebracht. Ich wurde gut gepflegt und kam nach und nach wieder auf die Beine. In dieser Zeit vermisste ich sehr meine Familie.
Beim zweiten Mal (Ende November) ging es mir ganz besonders schlecht mit Bauchweh, Fieber und Schüttelfrost. Ich musste mehrere Tage auf der Krankenstation bleiben. Ich bekam Infusionen und Medikamente, die die Bauchschmerzen und die Übelkeit jedoch zuerst noch verschlimmerten. Ich fühlte mich unsagbar schwach. Meine Freunde Emmanuel und Yaw blieben sogar nachts bei mir auf der Krankenstation um mir Wasser zu geben und auf mich aufzupassen. Nach meiner Entlassung war ich noch fast 2 Wochen nicht arbeitsfähig.
Mein Fazit: Obwohl Malaria häufig als lebensbedrohliche Krankheit dargestellt wird, habe ich festgestellt, wenn man vorsichtig ist und Malaria frühzeitig erkennt, ist alles halb so schlimm. Eine gute Portion Gottvertrauen ist auch sehr hilfreich.
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